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Türkis aus Rittersporn – alles eine Frage der Definition

Schlechte Vorausplanung zwingt mich dazu meine Pflanzenfarbenjahresrückblicksserie weder am Anfang, noch am Ende, sondern ‚irgendwo mittendrin‘ zu beginnen, was mich und mein – eher selten hochkochendes – Ordnungsbewusstsein ehrlich gesagt nicht sehr stört, ich hoffe euch auch nicht.

Der Rittersporn (Delphinium Cultivars)

Rittersporn

Gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse, zu der auch der … äh Hahnenfuß gehört, Aber auch die Küchenschelle, Christrose, die tolle Akelei, der Schwarzkümmel und auch die Trollblume gehören zum Beispiel zu dieser Pflanzenfamilie.
Spannenderweise war es auch die einzige giftige Pflanze mit der ich letztes Jahr gearbeitet habe.

Zur Farbgewinnung verwendet werden die Blütten, über welche ich mitten im Hochsommer gestolpert bin und die ich aus Zeitmangel aber erst mal nur gehortet und getrocknet habe. Wie ihr an der Farbstreuung erkennen könnt, stammen die Blüten von unterschiedlichen Sorten. Im übrigen nennt sich der farbgebende Stoff in den Blüten passender Weise Delphinidin (ein Anthocyan eigentlich eher rot-violett), außerdem finden sich noch Flavonole (?) und Quercetin (gelb).

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERA

Das Buch sagt zu Ritterspornfarbe folgendes:

Das Meer an einem sonnigen Tag
aka
klares Türkis, das mehr oder weniger nach Grün tendiert

Jetzt bin ich weder ein Freund von Türkis, noch von mehr als Einem sonnigen, muschelreichen Nachmittag am Meer … doch ‚Gelegeneheit macht Diebe‘ und so hab ich habe ich mitten im winterlich-grauen Januar das sonnige Meer wieder ausgepackt und mich dran gemacht ein bischen Farbe zu schaffen.

Wie gewohnt kommt die gesammte Pflanzenmasse erst mal mit Wasser in den Topf und darf für ein paar Minuten vor sich hinköcheln.

Rittersporn
Rittersporn

Das Wasser färbte sich relativ schnell in einem eher lilastichigem Blauton.

Rittersporn
Rittersporn

Nach Zugabe von Alaun (memo an mich: Grundlagenartikel schreiben) war sofort ein Umschlagen des Farbtons in ein bläulicheres … Blau erkennbar.

Rittersporn
Rittersporn

Apropos erkennbar: Hier nochmal die gleiche Brühe auf Papier.

Rittersporn
Rittersporn

Die Ausgekochte Masse beim Abseien. Lustig auch das Tuch durch das ich die Masse filtere und das mit jeder neuen Pflanze noch schöner gescheckt wird.

Rittersporn
Rittersporn
Rittersporn
Rittersporn

 

 

 

 

 

Einen Teil der entstandenen blaue Masse hab ich natürlich sofort in eine (unscharfe)  Muschel gefüllt, und auf die Heizung zum trockenen gestellt. Außerdem kamen noch etwa 100ml in ein Pestoglas umd die Muschel nach Beendigung des Trockenvorgangs neu befüllen zu können. Hier wirkt das ganze plötzlich schon gar nicht mehr so bläulich.

Rittersporn
Rittersporn

Der Rest wanderte brav wieder zurück in den Topf und ergab zusammen mit etwas Kreidepulver ….

… dichten Nebel.

Rittersporn
Rittersporn

Die Masse kam wieder zum Trocknen auf ein Teller. Dabei haben sich an der Oberfläche wieder wunderschöne Kristalle gebildet (vom Alaun) so dass ich mir wieder mal wie in Aglarond vorkam.

Nachdem ich das Gebilde schweren Herzens zumindest teilweise zerstört, das heißt zu Pulver vermahlen hatte, stand vor mir ein blässlich, grünliches Zeugs, ein bischen Himmelblau, aber vor allen sehr, sehr Pastell – und etwas dunkler als auf dem Bild, aber nicht viel. Natürlich hab ich sofort wieder Aquarellfarbe angemischt, stilecht in ner Muschelschale, eh klar.

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Hier nochmal Alles in Einem. Gruppenbild mit Vogelhaus.
Die beiden dunklen Schalen enthalten den eingetrockneten Pflanzensaft, die helle Schale die Aquarellfarbe.
Man sieht recht schön dass die Aquarellfarbe beim Anrühren mit Wasser und Gummi Arabikum nochmal ganz schön nachgedunkelt ist – zum Glück.

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Und nochmal die drei Muscheln

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So, und jetzt zum interessanten Teil. Was bringt mir das alles eigentlich? Und wo ist das Türkis? Und der Sommertag?
Hierzu ein erklärendes Bild:

Rittersporn
Rittersporn

Links seht ihr die Saftfarbe, rechts die – noch nicht ganz getrocknete und etwas … batzige – Aquarellfarbe. Erstaunlicherweise sind die Farben sogar ganz gut getroffen.
Nun ist ja Türkis wirklich eine Farbe über die man sich streiten kann. Jeder stellt sich ein bischen etwas anderes darunter vor … trotzdem … ich sehe beim besten Willen kein Türkis in diesem Rittersporn! Ihr etwa?

Bin ja ganz froh. Olivgrün ist mir eh viel lieber.

 

Türkis aus Rittersporn – alles eine Frage der Definition

5 Gedanken zu „Türkis aus Rittersporn – alles eine Frage der Definition

  1. Das rechte nehme ich als türkis wahr. Links überhaupt nicht, aber rechts schon.
    Aber türkis ist ja eh ein totaler Streitpunkt. 😀

  2. Naja, mit etwas gutem Willen könnte man das rechte vielleicht als Petrol bezeichnen. Vielleicht. Oder doch eher Tannengrün? (Könnt aber auch an meinem Bildschirm liegen …)
    Hübsche Farbe!

Kommentare sind geschlossen.

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