Auch aus Brennesseln kann man Farbe gewinnen. Irgendwie kaum verwunderlich.
Zartes Gelbgrün
soll es werden, sagt das Buch. Klingt schon ein bischen weniger plausibel, finde ich. Brennessel? Zart?
Und da ich von meinem Balkon aus eh direkt auf ein prächtiges Feld Brennesselgewuchere blicke habe ich letzten Sommer beschlossen der Sache auf den Grund zu gehen. Grün aus Brennesseln? Wie zart wird es wirklich?
Die normale Brennessel (Urtica dioica) ist eine ausdauernde Pflanze aus der Familie der Nesselgewächse und auf der ganzen Nordhalbkugel heimisch. Ihr kennt sie bestimmt, sicher auch ihre gemeingefährlichen Brennhaare. Die Familie der Nesselgewächste ist recht groß, vielleicht kennt ihr ja auch die kleine Bubikopfpflanzen die man ab und zu im Wohnzimmer stehen hat? Auch ein Familienmitglied.
Brennessel bevorzugen stickstoffreiche Böden und sind deshalb oft in Siedlungsnähe, vor allem bei Feldern oder Bauernhöfen zu finden. Die farbgebenden Stoffe sind Lutein und Curcurbitin. Sie kommen in der ganzen Pflanze vor. Geerntet kann ganzjährig werden.
Die Herstellung des Farbstaftes ist sehr einfach. Es können frische oder getrocknete Pflanzenteile verwendet werden. Diese werden kleingeschnitten (Handschuhe!) und in Alaunlösung für etwa 30 Min. gekocht.
Wie ihr sehen könnt entwickelt sich ein Saft der eher bräunlich als grünlich zu sein scheint. Die Farbe auf dem Stoff nach dem Abseien ist schön, aber auch mehr olivgrün denn gelbgrün. Auch hübsch, finde ich. Also ab in eine Muschel und dann mal trocknen lassen.
Sieht ein bischen sumpfig aus. Stichwort: Moorwasser.
Links seht ihr die frisch „aufgegossene“ Muschel, rechts die getrocknete Version. Kaum eine Verbesserung zu erkennen.
Find ich jetzt nicht so schlimm. Leider ist die Verarbeitung nicht so toll. Die Farbe wäre ganz schön, nicht gerade gelbgrün, aber ein schönes olivgrün. Mag ich eigentlich sehr gerne. Die Struktur der Farbe ist leider sehr kristallig. Kleine Kristalle, ein bischen wie verklebter Zucker oder Salz. (Vielleicht hab ich zuviel Alaun zum Kochen verwendet?) Diese Kristalle lösen sich beim zeichnen nicht auf sondern kleben am Pinsel und wandern mit aufs Bild. Allgemein bleibt die Farbe wenig intensiv.
Nach dem Trocknen lassen sich die Überreste problemlos wieder abwischen. Durch die unterschiedlichen Trocknungszeiten entstehen Farbvariationen hin zu mehr gelb…braun, und dadurch etwas Struktur, was ich eigentlich recht nett finde.
Alles in allem? Ganz gewiss kein Misserfolg, sondern sehr spannend. Spannend und anders als erwartet.