I’m Undecided About Ochre – Gelb aus Apfelbaumrinde

Einer meiner ersten Versuche was die Herstellung von Pflanzenfarben angeht stammt aus dem Frühjahr 2012. In der Heimat musste ein Apfelbaum, oder zumindest ein Teil davon weichen – meine Chance.

Ich finde ja dass Apfelbäume mitunter die hübschesten unter den Zierbäumen sind, auch wenn ich mit dieser Meinung vermutlich einsam und allein auf weiter Flur stehe. Schöne Blüten im Frühjahr, Grün und Schatten im Sommer, und dann auch noch Essbares im Herbst, was will man mehr? Gut, mal was anderes vielleicht. Birnen, oder Aprikosen …

Blooming Malus from Ave Maria Mõistlik
Blooming Malus from Ave Maria Mõistlik

Der Kulturapfel (Malus domestica) den wir alle kennen stammt ursprünglich aus Asien. Die Eltern sind wahrscheinlich der asiatische Wildapfel (Malus sieversii) und der Kaukasusapfel (Malus orientalis). Wie so viele andere Pflanzen auch gehört der Apfel zur Familie der Rosengewächse, Rosaceae.
Hierzu zählen sich auch so nützliche Pflanzen wie Erdbeeren, Brombeeren, Himbeeren, alles Steinobst – und natürlich auch die *hust* Rose.

Im Bast, unter der Rinde des Apfelbaumes, verstecken sich Gerbstoffe und gelbe Farbstoffe, Flavonoide mal wieder. An die kommt man aber nicht ganz so leicht ran, man muss die zähe Rinde erst mal 30-60min in Alaunlösung köcheln lassen.

Das Ergebnis, zumindest bei mir, hat einen Farbton den ihr vielleicht vom Eierfärben mit Zwiebelschalen kennt. Ein warmes Ocker also.

Apfelrindenfarbe
Apfelrindenfarbe

In einem ersten Versuch (vielleicht auch erst später) wurde der Saft in einer Muschelschale getrocknet.

Apfelschale
Apfelschale
*hust*
*hust*

Einen anderen Teil des Pflanzensafts habe ich dazu verwendet Tüchleinfarbe zu machen (Weiterführendes dazu in diesem Wikipediaartikel)
Im Prinzip nimmt man ein Stück Leinenstoff, taucht ihn in den Farbsaft und lässt ihn trockenen. Diese Prozedur wiederholt man so lange bis der Stoff richtig fest und mit der Farbe gesättigt ist. Der Plan ist den Stoff zu einem späteren Zeitpunkt in – wenig – Wasser einzuweichen um wieder an die Farbe zu kommen.
Bisher liegt das Ding bei den anderen Malsachen, noch habe ich mich nicht rangetraut, bin aber zuversichtlich dass das Tuch die Farbe auch wieder hergeben wird wenn ich brav drum bitte …

Tüchleinfarbe
Tüchleinfarbe

Außerdem – ja, ich hatte ziemlich viel Farbsaft – startete ich einen Versuch tatsächlich auch Pigment zu machen.
Dazu wird der Farbsaft erhitzt und eine Soda-Wasserlösung tröpfchenweise *hehe* in ihn eingerührt. Das Ergebnis ist Schaum, viel Schaum, welcher, durch ein Tuch gefiltert, eine breiige Pigmentmasse zurücklässt/lassen sollte.

Was dabei passiert ist folgendes:
Das Aluminium aus dem Alaun (KAl(SO4)2 · 12 H2O) reagiert mit dem Soda (Na2CO3) und wird zu Aluminiumhydroxid, also Tonerdehydrat (Al(OH)3). Für tiefergreifendere Informationen bitte den Chemiker eures Vertrauens befragen …

Tatsächlich, eine bräunlich, schlammige Masse bleibt im Tuch zurück, welche getrocknet und gemalen eher unbeeindruckend nach Sand aussieht. Sollte aber Pigment sien. Sollte eigentlich auch gelb sein … hmmm …

Sand?
Sand?

Es gibt eine recht einfache Methode um aus dem Pigment nun Aquarellfarbe zu machen. Es gibt auch mehrere nicht-einfache Methoden um Aquarellfarbe zu machen, aber ich habe mich erst mal für die Standardvariante entschieden.
Man verrührt dazu einen Teil Gummi Arabikum und zwei Teile abgekochtes Wasser. Nun rührt man soviel Pigment, etwa ein Teil, dazu bis eine zähe Pampe entsteht, die von der Konsistenz her an dicklichen Pfannkuchenteig erinnert.
Die Masse wird in eine Form der Wahl – Muschel natürlich – gefüllt und an einer warmen Stelle getrocknet. Sieht dann etwa so aus:

Apefelschalenaquarell
Apefelschalenaquarell

Soweit so gut. Sieht ein bischen aus wie Sandstein, nicht wahr?
Verhält sich auch so. Heißt, es ist hart, porös und weigert sich Farbe abzugeben.
Alles in allem ein eher zweifelhafter Erfolg, das müssen wir noch üben …

Nicht alles ist aber schlicht, der getrockente Farbsaft war ein voller Erfolg, er ist brav, löst sich sehr leicht wieder in Wasser und ist schön farbig, also wenn man ocker mag…

Apfelocker
Apfelocker

Mögt ihr Ocker?

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